Der erste Satz, den frisch gebackene Gymnasiasten in ihrer neuen Sprache lernen, ist oft: In Silva esse delectat – im Wald sein erfreut. Demzufolge wussten also schon die alten Römer, dass draußen sein einfach Spaß macht. Die heilende Wirkung von Grünflächen war auch den Ärzten im alten Ägypten bekannt. Sie verordneten ihren Patienten Gartenspaziergänge zur schnelleren Genesung. Und bereits im 18. Jahrhundert entdeckten Ärzte, dass Gartenarbeit gut für psychisch beeinträchtigte Menschen ist.
Heute ist auch wissenschaftlich belegt: Draußen sein ist nachweisbar gesund, wir sind von der Evolution einfach dafür konzipiert. Seit den 80er-Jahren wird dieser Gesundheitseffekt wissenschaftlich untersucht, und inzwischen mehren sich Studien, nach denen das Draußen sein sogar für Therapien genutzt werden kann. Bei der Beobachtung von Patienten nach einer Gallenblasenoperation fand man heraus, dass sie, wenn sie nach der Operation aus ihrem Krankenhausfenster ins Grüne schauen konnten, weniger Schmerzmittel benötigten. Ihre Wunden heilten zudem schneller, sodass sie die Klinik eher wieder verlassen konnten als die Patienten, durch deren Fenster nur eine Backsteinwand zu sehen war. Gestresste Büromenschen und Eltern von internetaffinen Kindern haben im Ernstfall also wissenschaftliches Rüstzeug an der Hand, um Argumente für Waldspaziergänge zu finden.
Dabei ist es nicht nur die Bewegung,
Es scheint also erwiesen:
Natur ist heilsam. Und natürlich lockt uns gerade jetzt, wenn der aufkeimende Frühling uns den ersten Hauch von Licht und Wärme schickt, die Natur ins Freie: Endlich wieder draußen sein, endlich wieder durchatmen. Das Problem ist, mal wieder, unser Alltag – unsere Gewohnheiten, unser Trott und der innere Schweinehund. Denn für die meisten von uns findet das Leben eher drinnen statt, im Büro, in der Schule oder vor irgendeinem Bildschirm. Für viele Menschen reicht es gerade mal für eine schnelle Mittagspause oder ein abendliches Stündchen auf der Terrasse, sofern vorhanden. Dabei ist die „Maschine“ Mensch eigentlich dafür optimiert, sich im Freien zu bewegen, Organismus und Psyche brauchen Bewegung, Luft und Sonne. Für manche muss dann die große Action her, teure Outdoor-Action-Wochenenden oder Extrem-Rafting in wilden Stromschnellen – aber es geht auch einfacher, denn schon das Riechen, Sehen, Hören und Fühlen von Natur hat einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Im Alltag können wir uns selbst immer mal vergessen und überhören die lauten Stimmen unseres Körpers. Er ruft nach Entspannung, Freude, Ausgeglichenheit – und eben nach Natur. Aber durch Termine und “Ich muss noch eben schnell… “ vergessen wir leicht mal, diesen Wünschen nachzugehen. Ein paar Tipps:
Ein softer Start in den Tag
Die Redewendung „mit dem falschen Bein aufstehen“ deutet es schon an: Der Start in den Morgen hat durchaus Auswirkungen auf den restlichen Tag. Eine entspannte und bewusste Morgenroutine kann deshalb Wunder bewirken. Dabei muss es nicht immer direkt eine 30-minütige Yogapraxis sein, um den Tag richtig zu beginnen. Es kann auch eine Tasse Tee oder Kaffee sein, die genüsslich und bewusst getrunken wird – und eben am besten draußen auf der Terrasse oder zumindest an einem Fenster mit ein bisschen Grün.
Ab und zu auf „Stopp!“ drücken
Wahrscheinlich kennt es jede/r von uns: Wenn’s stressig wird, sind es meistens die Pausen, die von unserer To Do-Liste gestrichen werden. Doch damit blockieren wir uns oft selbst, denn Pausen helfen uns, produktiver, kreativer und konzentrierter zu arbeiten. Deshalb: Aufstehen, durchatmen und einen kleinen Spaziergang durch den Park machen. Die Natur kann unseren Stress nachweislich senken, Farben, Gerüche und Geräusche lenken uns für eine gesunde kleine Weile von den Gedanken und Aufgaben ab, die noch zu erledigen sind.